Kniescheiben-Operationen
Verletzungen des Innenseitenbandes können aufgrund der guten
Spontanheilungstendenz meist konservativ behandelt werden. Nur bei komplexer
Zerreißung der Kapsel-Bandstrukturen ist eine Naht der zerissenen Bandstrukturen
zu diskutieren. Eine bewegungslimitierende Knieorthese ermöglicht eine
fühfunktionelle Nachbehandlung und solide Ausheilung. Eine Entlastung des Knies
ist nicht erforderlich.
Die selteneren Verletzungen des äußeren Seitenbandes des Kniegelenkes zeigen im
Allgemeinen keine günstige Spontanprognose.
Kniescheibe
Die Kniescheibe (Patella) ist ein Umlenkknochen für die Oberschenkelstrecksehne ohne feste knöcherne Gelenkführung. Sie wird durch Sehnen, Muskeln und Bänder stabilisiert und gleitet in einer V-förmigen Rinne des Oberschenkelknochens (Gleitlager, Trochlea). Bei anlagebedingter Fehlform oder bei Veränderung des Muskelgleichgewichts (z.B. nach Operationen) ist sie anfällig für Beschwerden und Verletzungen. Es entwickelt sich ein sogenannter vorderer Knieschmerz . Zu den häufigsten Krankheitsbildern gehören die Plicaschmerzen, die habituelle oder traumatische Patellaluxation, Knorpel- und Knochenschäden an der Patella und ihrem Gleitlager.
Plicasyndrom
Vergrößerte Schleimhautfalten können zu Einklemmungen und somit rezidivierenden vorderen Knieschmerzen führen.Das problemlose Gleiten der Kniescheibe im Gleitlager kann dadurch behindert werden. Auch Knorpelschädigungen sind möglich. Bei anhaltenden Beschwerden kann die Schleimhautfalte problemlos arthroskopisch entfernt werden.
Habituelle Patellaluxation - Ursache
Bei der habituellen Patella(sub)luxation liegt eine anlagebedingte Instabilität der Kniescheibe vor. Oft besteht eine Kombination aus mehreren begünstgenden Faktoren. Mögliche Ursachen können eine zu flache Form des Gleitlagers oder zu schwache Haltebänder und Muskeln der Kniescheibe und Kniegelenkkapsel sein.
Konservative Therapie
Abhängig von der Befundkonstellation kann zunächst ein konservativer
Behandlungsversuch durchgeführt werden. Hier soll vor allem eine Stärkung des M.
vastus medialis in Beinstreckung bewirkt werden. Entscheidend ist das
konsequente Umsetzen des erlernten Übungsprogrammes durch den Patienten über
einen Zeitraum von mindestens 3-6 Monaten . Eine längerfristige Immobilisierung
oder Entlastung sollte in jedem Fall vermieden werden. Operative Versorgung
Bei Versagen der konservativen Behandlung müssen operative Maßnahmen diskutiert
werden. Bei der geplanten korrigierenden Operation muß die Ursache und die
bereits bestehenden Schäden berücksichtigt werden. Eine Kapselspaltung im
äußeren Bereich der Kniescheibe (´lateres release`) und/oderStraffung der
Kniegelenkkapsel an der Innenseite der Patella (`mediale Raffung`) sind mögliche
weichteilige Korrekturen. Das instabile innere Kniescheibenband (`mediales
Retinakulum`) kann mit körpereigener Sehne minimalinvasiv rekonstruiert werden.
Hierbei wird über einen kleinen Hautschnitt eine Kniebeugesehne entnommen.und
als Kniescheibenstabilisator eingesetzt. Die knöcherne Versetzung der unteren
Kniescheibensehne ( Patellarsehne) ermöglicht eine Korrektur bei bei
Knorpelschäden an der Kniescheibe oder knöchernem Seitversatz der Kniescheibe
Hierbei wird der knöcherne Ansatz des Kniescheibenbandes (Patellarsehne) am
Unterschenkel ausgelöst und um etwa 1-2 cm weiter zur Innenseite versetzt. In
manchen Fällen liegt ein Drehfehler im Oberschenkelbereich vor. Hier könnte
hüftgelenksnah eine knöcherne Korrektur notwendig werden. Oft sind zusätzliche
Maßnahmen am Knorpel oder ein kombiniertes Vorgehen erforderlich.
2 Wochen nach Operation kann das Bein in Streckstellung voll belastet werden .
Nach 6 Wochen kann mit Treppensteigen und Kniebeuge begonnen werden. In dieser
Phasebeginnt ein intensives Muskelaufbautraining , um den meist deutlich
reduzierten innenseitigen Oberschenkelstreckmuskel (M. vastus medialis) zu
stärken.
Traumatische Patellaluxation - Ursache
Bei der traumatischen Patellaluxation handelt es sich um eine unfallbedingte Verrenkung der Kniescheibe nach außen. Meist kommt es zu einer Kapselbandzerreißung an der Innseite der Kniescheibe mit nachfolgend stärkerer Einblutrung in das Kniegelenk. Heilt die Kapselbandverletung nicht aus, verbleibt eine Instabilität der Kniescheibe.
Konservative Therapie:
Bei erstmaliger Luxation mit geringen Begleitveletzungen kann zunächst eine
konservative Behandlung durchgeführt werden. Stabilsierende ,
bewegungslimitierende Knieorthesen gewährleisten eine schnelle volle
Belastbarkeit des Beines und geben den gerissenen Weichteilstrukturen die Chance
stabil auszuheilen.
Operative Versorgung
Ist durch die unfallbedingte Patellaausrenkung lediglich die Gelenkkapsel
zerrissen und das Gelenk stärker eingeblutet, hilft bereits eine arthroskopische
Gelenkpülung mit anschließender konservativer Therapie. Bei ausgedehnten
Rupturen eines Haltebandes der Kniescheibe (MPFL = mediales patello-femorales
Ligament) oder Abscherungen der Gelenkfläche ist ein erweitertes operatives
Vorgehen notwendig. Ausgbrochene Knorpel-Knochenteile können über einen kleinen
Hautschnitt mit bioresorbierbaren Ankern fixiert werden. Eine Naht der
Gelenkkapsel kann in gleicher Weise arthroskopisch versorgt werden. Ist das
gerissene innere Kniescheibenband (MPFL) aufgelockert und zerstört, wird es mit
körpereigenem Sehnenmaterial stabilsiert.Dies wird über einen kleinen
Zusatzschnitt an der vorderen Knieinnenseite entnommen.
Traumatische Patellaluxation - Nachbehandlung
2 Wochen nach Operation kann das Bein in Streckstellung voll belastet werden, Nach 6 Wochen kann mit Kniebeuge und Treppensteigen begonnen werden. In dieser Phase muß auch ein intensives Muskelaufbautraining begonnen werden, um den meist deutlich reduzierten innenseitigen Oberschenkelstreckmuskel (M. vastus medialis) zu stärken.